Da war sie also. Ohne Vorwarnung. Sie war einfach da und lächelte mich an. Und alles, was ich tun konnte, war zu hoffen, dass sie längst vergessen hatte, wie schüchtern und unbeholfen ich früher war. Die Finger der Zeit hatten keine Spur an ihr gelassen. Und nichts, was sie gesehen hatte, hat ihren Augen den strahlenden Glanz geraubt. Wie weit sie gereist war, konnte ich nur erahnen. Hatte sie die höchsten Gipfel erklommen, oder es von hier bis zum Mond und zurückgeschafft? Und nahm sie mich mit auf ihre Reisen? Vielleicht als flüchtige Erinnerung an ein belangloses Telefonat. An den Spaziergang, als wir uns im Wald verliefen. Ich umklammerte ihre Hand und tat so, als hätte ich gar keine Angst. Vielleicht als Gedanken an einen dieser stillen Momente, als ich es nicht schaffte ihr zu sagen, dass…

Die Erinnerung an die durchgemachten Nächte überwältigte mich. Ich stand wieder neben der Tanzfläche und tat so, als würde ich sie nicht beobachten. Als wäre ich nicht in Gänze von ihrer Art, sich zu bewegen, fasziniert. Ihr Tanz war meine Poesie und jede Bewegung hatte sich wie ein Gedicht in mein Herz gebrannt. Unzählige Male hatte ich sie nach Hause gefahren. Die stundenlangen Gespräche vor ihrer Tür. Die Sonnenaufgänge. Ihre Schritte auf dem Gehweg, als ich innehielt und ihr nachsah. Ihr Duft nach Veilchen und Jasmin, der mich bis nach Hause verfolgte. Mich selbst nach Monaten noch wach hielt, obwohl er längst nichts mehr als eine blasse Erinnerung war. Der gleiche Duft raubte mir nun erneut die Sinne. Sie lächelte mich strahlend an. Hatte sie mich etwas gefragt? Hatte ich? Hatte ich ihr etwa gesagt, dass…?

Von hier bis zum Mond und zurück. So weit habe ich sie auf ihren Reisen begleitet. In meiner Fantasie erklomm sie den Gipfel der Welt. Und ich saß neben ihr, ihre dünnen Finger an meine Wange gedrückt, lauschte ich ihrer Sehnsucht. Wünschte mir, ein Teil davon zu sein. Und plötzlich klopfte sie leise an meine Tür, und lächelte mich an. Der Wind hatte sich wie so oft in ihrem Haar verfangen, also hatte sie ihn mitgebracht. Und ich begriff nicht, wie es möglich war. Vielleicht hatte sie doch an mich gedacht, als sie am Ende der Welt ihr wahres ich fand. Vielleicht hatte sie gemerkt, dass ein Leben nichts bedeutet, wenn man es mit niemandem teilen kann. Und hatte nicht ich ihr genau das erklärt, als ich versuchte die Worte zu finden, um ihr zu sagen, dass…?

Nun steht sie da, wie aus meinen Träumen geschnitten. In einem Augenblick, in dem Wunsch und Wirklichkeit sich berühren, lächelt sie mich an. Und während Zukunft und Vergangenheit darum ringen, wer sie fortan behalten wird, sagt sie ganz leise, dass…